Wenn die Seele weint

Wenn die Seele weint

Es gibt Momente, da wird es still. Kein Laut, keine Träne – und doch ist er da: ein Schmerz, der sich nicht benennen lässt. Es ist, als würde tief in mir etwas leise wimmern – kaum hörbar, unsichtbar, aber unübersehbar.

Die Seele ist das, was von uns bleibt, wenn alles Äussere abfällt. Sie ist mehr als ein Gefühl, mehr als ein Gedanke. Sie ist unser innerster Kern – ein Ort, an dem all unsere Erfahrungen, Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen wohnen. Sie kommt mit uns auf diese Welt und bleibt, auch wenn wir längst gegangen sind.

Warum weint deine Seele?

Die Seele weint, wenn du um die Liebe oder um einen geliebten Menschen trauerst.

Wenn du zu lange schweigst, obwohl in dir etwas schreit.
Wenn du dich anpasst, obwohl du anders fühlst.
Wenn du liebst – und nicht zurückgeliebt wirst.
Wenn du vergessen hast, wie es ist, dich selbst in den Arm zu nehmen.

Manchmal weint sie auch aus Sehnsucht:
Nach Tiefe. Nach Frieden. Nach dem Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Sie weint, weil sie gehört werden will – nicht vom Verstand, sondern vom Herzen.

Die Tränen der Seele sind ein stiller Ruf. Kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Lebendigkeit. Denn nur wer fühlt, lebt wirklich.

Vielleicht ist die entscheidende Frage nicht, wie wir die Seele zum Schweigen bringen– sondern: 

Wie bringen wir sie wieder zum Leuchten?

Wir beginnen, indem wir ihr zuhören – nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen.
Nicht mit schnellen Antworten, sondern mit echtem Raum.
Die Seele sucht keine Lösungen. Sie sucht Ehrlichkeit.
Die Erlaubnis, traurig zu sein. Wütend. Sehnsüchtig. Lebendig.

Wir lassen sie leuchten, wenn wir aufhören, perfekt sein zu wollen –
und anfangen, echt zu sein.
Wenn wir uns Zeit nehmen:
Für Stille. Für Natur. Für das, was uns nährt.
Für Gespräche, die nicht an der Oberfläche bleiben, sondern unter die Haut gehen.

Wenn wir wieder lernen zu fühlen – nicht nur das Schöne, auch das Schmerzhafte.
Denn jede Träne, die wir nicht zurückhalten, wäscht ein Stück der Schwere von unserer Seele.

Wir lassen sie leuchten, wenn wir uns erinnern, wer wir waren,
bevor die Welt uns sagte, wer wir sein sollen.
Wenn wir uns selbst in den Arm nehmen, statt uns ständig zu verurteilen.
Wenn wir den Mut haben, wieder zu träumen – trotz allem.

Die Seele braucht kein grosses Ziel. Kein Idealbild.
Sie will gesehen werden. Geliebt werden – von uns selbst.

Vielleicht beginnt ihr Leuchten genau dort,
wo wir aufhören, uns zu verstecken.
Wo wir ehrlich sind – mit uns selbst und mit dem Leben.
Wo wir erkennen: Auch Zerbrochenes kann Licht tragen.
Vielleicht sogar mehr als das Unversehrte.


  


Foto: Mit Hilfe der Kintsugi Methode reparierte Tasse 






























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